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Junge Erwachsene

Das zumindest legt eine Bachelorarbeit nahe, mit der Vincent Schweighofer im März 2022 sein BWL-Studium an der Hochschule der Bayerischen Wirtschaft München (HDBW) beendet hat. Für die 150 befragten Firmen im Großraum Holzkirchen nahm die Pandemie demnach einen milden Verlauf. Mit einigen Ausnahmen, wie er im Gespräch mit seinem wissenschaftlichen Betreuer Prof. Dr. Oliver Schlick, Professor der Volkswirtschaftslehre an der HDBW, ausführt.

Vincent Schweighofer:  Ich bin Holzkirchner, hier aufgewachsen und zur Schule gegangen. Daher fühle ich mich mit der Region stark verbunden – auch durch meine Freizeitaktivitäten im Eishockeyverein.

Außerdem arbeite ich seit Beginn meines dualen Studiums an der HDBW bei der Gemeindewerke Holzkirchen GmbH. Dadurch habe ich einen guten Einblick in die kommunale Ebene.

Nachdem Corona auch meine Gemeinde stark betroffen hatte, wollte ich das Thema in meiner Bachelorarbeit aufgreifen. Studienbedingt natürlich aus volks- und betriebswirtschaftlicher Sicht.

Schlick: Sie haben ein Thema mit Praxisbezug gewählt. Können Sie Ihr Vorgehen kurz beschreiben?

Schweighofer: Ich habe einen wissenschaftlichen Fragebogen entwickelt und diesen an über 270 mittelständische Unternehmen in der Region Holzkirchen verteilt. Per E-Mail, aber auch persönlich im direkten Kontakt zu den Unternehmen vor Ort. Das hat sich gelohnt. Die Rücklaufquote lag bei über 50 Prozent. 

Die Umfrage galt der ersten Welle im Frühjahr 2020, also dem Zeitpunkt der größten Unsicherheit. Offenbar haben sich deshalb so viele für das Thema interessiert.

Schlick: Welche Branchen haben Sie in Ihrer Arbeit analysiert?

Schweighofer: Es waren fünf Branchen: Automobilindustrie, Einzelhandel, Dienstleistungen, Gastronomie und Gesundheit. Im Fokus standen Umsatzeinbrüche, Liquiditätsengpässe und Insolvenzen.

Schlick: Und welche Branchen waren besonders hart betroffen?

Schweighofer: Sicher das Dienstleistungsgewerbe und die Gastronomie, gefolgt von der Automobilbranche. Für den Einzelhandel und das Gesundheitswesen waren die Auswirkungen dagegen vergleichsweise schwächer. Allerdings hatten vor allem Klein- und Kleinstunternehmen Umsatzeinbrüche zu beklagen, mehr als 70 Prozent. Mittlere Unternehmen waren davon deutlich weniger betroffen.

Schlick: Waren Sie von manchen Umfrageergebnissen überrascht?

Schweighofer: Ja, vor allem, dass 79 Prozent der Unternehmen sich nicht von Insolvenz bedroht sahen. Ich habe mit deutlich schlimmeren Ergebnissen gerechnet. Diesbezüglich waren die Auswirkungen der Corona-Krise in Holzkirchen eher mild.

143

befragte Unternehmen
(Gesamtzahl)

79 %

nicht von Insolvenz
bedroht

70 %

der Klein- und Kleinst­unter­nehmen hatten Umsatzein­brüche

Schlick: Seit der Umfrage sind nun zwei Jahre vergangen. Wie sehen Sie die Ergebnisse Ihrer Arbeit aus heutiger Sicht?

Schweighofer: Meine Schlussfolgerung am Ende der Arbeit lautete, dass sich der Mittelstand in der Region Holzkirchen sehr schnell von den Folgen der Pandemie erholen wird. Und genau das hat sich als zutreffend erwiesen.

Schlaglichter

Jung-Consultants mit Profil

Sie haben ein digitales Mindset, einen fundierten wissenschaftlichen Background – und hinter ihnen steht das Know-how einer ganzen Hochschule. Ausgestattet mit diesen spannenden USPs gründeten HDBW-Student*innen im Herbst 2022 den Bavarian Student Consulting e. V.


Studienbegleitend beraten sie Unternehmen zu wirtschaftlichen Themen und entwickeln sich dabei persönlich und fachlich weiter. Umgekehrt profitieren die Kunden von den Beratungsergebnissen der jungen Consultants.


Ihr erster Auftrag war dabei fast ein Heimspiel. Für die Münchner Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO entwickelten sie eine Hochschulmarketing-Strategie, zugeschnitten auf die Generation Z – geboren zwischen 1995 und 2010.

Diversität

fördern

Das duale Studium in Deutschland boomt. Die Verbindung von Hochschulbildung und Berufspraxis ist in Mode – auch weil genau dieser Mix in Unternehmen gefragt ist. Eine Studie unter Beteiligung des f-bb hat allerdings gezeigt: Die Gruppe der dual Studierenden ist vergleichsweise wenig divers. Eine vergebene Chance, denn gerade diverse Teams tragen zur Produktivität von Unternehmen bei.


Daher empfiehlt das Forschungs­institut, verstärkt Menschen mit Migrations­hintergrund oder aus sozial schwachen Haus­halten zu einem dualen Studium zu mo­ti­vie­ren. Weil sie während dieser Zeit bereits ein festes Gehalt beziehen, ermöglicht dieser Bildungs­weg beiden Gruppen häufig überhaupt erst die Auf­nahme eines Studiums.


Damit das gelingt, müssen Unter­nehmen ihre Rekrutierungs­strategien auf mehr Diversität ausrichten. Was ohnehin an­ge­sichts des Fach­kräfte­mangels in allen Branchen unerlässlich ist.