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Erwachsene – Migration

Integration

Orientieren. Lernen. Ankommen.

Kurz nach Kriegsbeginn flieht Anna Yevtushenko gemeinsam mit ihrer zehnjährigen Tochter aus Charkiw nach Deutschland. In einer Nachbargemeinde von Ingolstadt findet die studierte Zahnärztin im März 2022 eine Unterkunft – in der Nähe ihrer Verwandten. Doch schnell wird ihr klar: Eine baldige Rückkehr in die Ukraine wird immer unwahrscheinlicher – und so beschließt sie einen Neustart in Bayern. Noch im Mai beginnt sie einen Erstorientierungskurs bei den bfz und lernt Deutsch. 

Seit April 2022 bieten die bfz bayernweit Sprachkurse, Berufsorientierung und Weiterbildung für Geflüchtete aus der Ukraine an. Vor allem die Integrationskurse sind besonders gefragt. Mehr als 9.000 Ukrainer*innen – Stand Februar 2023 – haben diese Bildungsangebote bereits genutzt. Neben dem Spracherwerb steht für die geflüchteten Ukrainer*innen die berufliche Integration im Mittelpunkt. 20 Jobbegleiter*innen unterstützen die Geflüchteten und stellen den direkten Kontakt zu Beratungsstellen und potenziellen Arbeitgebern her.

Auch Anna Yevtushenko besucht seit September den bfz-Integrationskurs und vertieft ihre deutschen Sprachkenntnisse. „Anna hat beste Perspektiven und ein klares Ziel, das sie motiviert verfolgt. Sie ist optimistisch, schon bald als Zahnärztin in Ingolstadt Fuß zu fassen. Das Anerkennungsverfahren haben wir bereits in die Wege geleitet“, erzählt ihre Jobbegleiterin Neda Ghasemi. Dank ihrer Unterstützung fand die 44-jährige Ukrainerin zunächst eine Teilzeitanstellung als Zahnarzthelferin. Nun geht es Schritt für Schritt bis zum Erhalt der staatlichen Approbation weiter. 

Zurück in ein neues Leben

Auch das junge Ehepaar Natalia Popova und Artem Popov floh während eines Bombenangriffs auf Mykolajiw im Juni 2022 nach Deutschland. In München war es zunächst bei Freunden untergekommen, lebt aber mittlerweile in seiner eigenen Wohnung. Langsam fühlen sich beide „etwas mehr im neuen Land angekommen“, wie die junge Ukrainerin im Gespräch erzählt. Auch, weil die 27-Jährige schnell einen passenden Job gefunden hat.

Natalia, Sie sprechen hervorragend Deutsch. Sicher ein großer Vorteil bei ihrer Arbeitssuche.

Natalia Popova: Ja, ganz bestimmt. In der Ukraine arbeitete ich als Deutschlehrerin an einer privaten Sprachschule. Also hatte ich die Hoffnung, hier rasch wieder ins Berufsleben einsteigen zu können. Und tatsächlich fand ich schnell eine Stelle – bei den bfz München. Seit September 2022 organisiere ich alles rund um die Lernprozesse, bereite Prüfungen vor und berate viele meiner Landsleute zu Sprach- und Integrationskursen.

Wie sind Sie auf die bfz aufmerksam geworden?

Natalia Popova: Unsere Freunde empfahlen uns die bfz als erste Anlaufstelle. Mein Mann meldete sich dann umgehend für einen Deutschkurs an. Ich nutzte die Gelegenheit und fragte vor Ort einfach auf gut Glück nach einem Job. Zum idealen Zeitpunkt, weil die bfz gerade ihre Angebote für geflüchtete Ukrainerinnen und Ukrainer deutlich ausbauten.

Sie haben gemeinsam beschlossen, in Bayern ein neues Leben zu beginnen. Welche beruflichen Schritte plant Ihr Mann?

Natalia Popova: Mein Mann war in der Ukraine sechs Jahre lang als Endokrinologe tätig und möchte so schnell wie möglich wieder als Arzt arbeiten. Die bfz München unterstützen ihn bei der beruflichen Anerkennung. Er möchte baldmöglichst einen Sprachkurs „C1“ abschließen, um eine Arbeitserlaubnis zu erhalten.

9.000

Ukrainer*innen

nahmen bislang an bbw-Bildungsangeboten teil
(Stand Februar 2023)

800

Geflüchtete

lernen allein in München täglich Deutsch

>30

bfz-INTE­GRATIONS­KURSE

starten monatlich bayernweit

Schlaglichter

Schnell anerkannt

Schon während ihres Studiums der Humanmedizin im Iran beschließt Sara (35), nach Deutschland auszuwandern und hier als Ärztin zu arbeiten. Mit Unterstützung der Anerkennungsberatung der bfz Ingolstadt erhielt sie innerhalb weniger Wochen ein vorübergehendes Visum, um den erforderlichen medizinischen Fachsprachkurs absolvieren zu können. Nach zwei Prüfungsversuchen erhielt sie ihre Berufserlaubnis – und einen Job als Assistenzärztin. „Dank der umfassenden Begleitung durch die bfz kann ich nach so kurzer Zeit als Ärztin in Deutschland arbeiten. Ich bin überwältigt“, erzählt die junge Iranerin begeistert.

Schnell integriert

Sie waren 2022 gefragt wie nie zuvor: die Erstorientierungs- und Integrationskurse der bfz. Vor allem die jüngere Generation hat großes Interesse, rasch in ihrer neuen Heimat Fuß zu fassen.