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auszubildende

Diese Aussage eines jungen IT-Azubis bringt es auf den Punkt: Nicht Leistungsdefizite machen Menschen mit einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS) den Berufseinstieg schwer, sondern eher die ungewohnte Interaktion mit ihrer Umwelt. Passt aber das berufliche Umfeld, arbeiten sie konzentriert, effizient und leistungsfähig.

Genau darum kümmert sich seit 1999 das Integrationszentrum für Menschen mit Autismus (MAut) der gfi in München. Mit vielfältigen Maßnahmen schafft es die Voraussetzungen, damit Menschen mit ASS Zugang in den ersten Arbeitsmarkt finden. 

Etwa 100 Menschen lassen sich jährlich in der Einrichtung der gfi beraten und beginnen eine bedarfsgerechte Ausbildung. Im Fokus stehen Berufe, die den besonderen Eigenschaften von Menschen mit ASS entgegenkommen. Beispielsweise in der Logistikbranche oder dem E-Commerce, weil hier ein hohes Maß an Selbstorganisation möglich ist. Aktuell stehen bei MAut vor allem IT-Ausbildungen zum*zur Fachinformatiker*in hoch im Kurs. Aus gutem Grund: Die Nachfrage der Wirtschaft ist enorm.

Ausbildung
IT-Fachinformatiker 

55

mit erfolg­reichem IHK- Abschluss

60

Azubis

im Jahr 2022

„Unternehmen erkennen die Fähigkeiten von Menschen mit ASS an. Auch dank der hohen Qualität unserer IT-Ausbildung haben sie daher großes Interesse an unseren Absolvent*innen. Wenn dann sogar ein Azubi des Integrationszentrums MAut von der IHK als bayerischer Landesbester ausgezeichnet wird, fördert das natürlich eine schnelle Vermittlung ins Arbeitsleben.“

Barbara Winter, MAut-Mitgründerin und gfi-Leitung am Standort München

Neue Fachkompetenzen für die Wirtschaft

Mit ihren Projekten für Menschen mit ASS trägt die gfi dazu bei, junge Betroffene sozial und beruflich zu integrieren. Gleichzeitig holen sich Unternehmen kompetente Fachkräfte in ihre Teams, deren Kompetenzen bislang oft übersehen wurden.

Daher nimmt das Integrationszentrum ab Herbst 2023 die neue Ausbildung zum*zur Kaufmann*frau im E-Commerce in ihr Portfolio auf. MAut-Koordinator Simon Altinger verspricht: „Wir werden nicht aufhören, mit neuen Maßnahmen und Ideen die Arbeitsmarkt-Situation für Menschen mit ASS zu verbessern.“ 

Landesbester

Das MAut München hat 2022 den bayerischen Landesbesten im Beruf Fachinformatiker*in ausgebildet – ein beeindruckender Beweis für die exzellente Leistungsfähigkeit von Menschen mit ASS.


Als Anerkennung für ihr besonderes Engagement erhielten die gfi und alle Mitarbeiter*innen des MAut eine Auszeichnung für ihre „besonderen Verdienste in der Berufsausbildung“.

gfi – EIN VORREITER

Rund ein Prozent der Bevölkerung ist von einer Autismus-Spektrum-Störung (ASS) betroffen. Lange blieb dieses Potenzial für den Arbeitsmarkt unbeachtet. 1999 gründete die gfi das erste Integrationszentrum für Menschen mit Autismus (MAut), um deren berufliche Perspektiven zu verbessern. Nach dem Vorbild München folgten weitere Standorte in Erlangen und Marktredwitz. 


Auch das gfi-Projekt „PIKASS – Perspektive.Integration.Kooperation“ richtet sich an Menschen mit ASS. Mit individuellem Berufscoaching und vielfältigen Qualifizierungsangeboten werden betroffene Jugendliche aktiv an Unternehmen in Oberfranken vermittelt.  

Schlaglichter

Nutzung
digitaler Medien 

in Lernkooperationen

25 %

virtuelle Meetings

75 %

Telefon, E-Mail

Datenbasis: Befragt wurden 265 Personen aus Kooperationsnetzwerken in Baden-Württemberg, Bayern und Mecklenburg-Vorpommern

Was zählt:
Medium oder Inhalt?

Die duale Berufsausbildung in Deutschland findet an mindestens zwei Lernorten statt: dem Ausbildungsbetrieb und der Berufsschule. Fehlen in einer Firma beispielsweise technische Geräte, ist zusätzlich eine überbetriebliche Bildungsstätte involviert. Das macht die enge Kooperation aller beteiligten Partner notwendig. Die Praxis aber zeigt: Kommuniziert wird meist nur bei organisatorischen Fragen oder in Problemsituationen.

Das Forschungsinstitut f-bb der bbw-Gruppe hat daher in einer Studie untersucht, wie die Akteure der Berufsbildung besser zusammenarbeiten können. Das Ergebnis: Nur ein Viertel der Beteiligten nutzt aktuell virtuelle Besprechungen, obwohl gerade digitale Formate einen regelmäßigen Austausch erleichtern.

Allerdings ist für 90 Prozent der Befragten nicht das Medium, sondern die Ausgestaltung wichtigste Voraussetzung einer guten Zusammenarbeit: also gegenseitige Wertschätzung der Arbeit und das persönliche Engagement aller beteiligten Personen.